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Lilith Print

20.00

A3

In den 60ern als feministische Ikone (wieder) entdeckt, gilt Lilith im jüdischen Glauben als erste, von Jahwe aus der gleichen Erde wie Adam (und nicht etwa aus der Rippe) geschaffene Frau. Derlei gleichberechtigt wollte sie sich Adam auch sexuell nicht unterordnen und floh schließlich aus dem Paradies. Dieses Aufbegehren gegen männliche Autorität und Vorherrschaft wurde bestraft: Lilith wurde dazu verdammt bis in alle Ewigkeit jeden Tag 100 dämonisierte Kinder zu gebären, die zum Sterben verdammt wurden. Für diese Schmach rächt sie sich mit der Tötung einer entsprechenden Anzahl an Menschenkindern - so der Mythos (und eine wunderbar einfache Erklärung für hohe Säuglingssterblichkeit).
Zeitgleich wird sie auch zur grausamen Verführerin gestempelt, die ihren (männlichen) Opfern letztlich das
Blut aussaugt.
Trotz der Tatsache, dass sie nur ein einziges Mal im Alten Testament erwähnt wird, wird Lilith zu einem wirkmächtigen Symbol: Zum Symbol der ewigen Kindermörderin, einer Heimsuchung für Mütter und deren Un- und Neugeborene, zum Symbol für Masturbation und Verführung - das inkorporiert
Unreine.
Ähnliche mythologische Figuren lassen sich übrigens auch in anderen Kontexten finden, beispielsweise trinkt die Dämonin Lamastu aus der akkadischen Mythologie verschiedenen Überlieferungen zufolge am liebsten das Blut Un- und Neugeborener.
Spätestens seit den 1960ern wird die mythologische Figur hinsichtlich ihrer Symbolkraft transformiert - Lilith wird zum Referenzpunkt weiblicher Selbstbestimmung und verkörpert das Aufbegehren gegen reproduktive und sexuelle wie auch genderbezogene Normen und Unterdrückungsmechanismen in patriarchalen Gesellschaften